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Sonntag, 5. Mai 2013

Durch wen sprach der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert ? Teil 3: Die Frage nach der Liebe zur Wahrheit







Die Fortsetzung von Teil 2

Nach dem Bericht von Heinz Matile und Andreas Meister über die Untersuchung an den sogenannten „Aufschreibungen von Polzer Hoditz“ wurden von Thomas Meyer zahlreiche Informationen von zweiter Hand ohne wissenschaftliches Gutachten als die echten Angaben von Steiner publiziert. Diese Informationen oder die Tagebucheintragungen von W. J.Stein über den Maitreya Bodhisattva, u.s.w. sind weit verbreitet unter den Anthroposophen, sodass  zahlreiche anthroposophischen Autoren die Informationen, die von Thomas Meyer veröffentlicht wurden, zitierten und sie für ihre Gedankenführung als zuverlässige Grundlage nahmen. Der Einfluss ist sogar bis in die japanischen Schriften eingedrungen. Nach dem Bericht von der Steffen Stiftung sogar Herr Prokofieff und Herr Peter Tradowsky und zahlreche Autoren gehören zu denjenigen, die mit der Gedankenführung in ihren Büchern von den Inhalten aus diesen Aufschreibungen ausgegangen sind. Jedem Leser werde ich empfehlen, die Bericht selber durchzulesen. http://www.steffen-stiftung.ch/pdf/ludwig_polzer.pdf
Wenn ich bis jetzt die Quelle einer fragwürdigen sogenannten Angabe Steiners untersuchte, landete ich fast immer bei Thomas Meyer vom Perseus Verlag. 



Ich habe inzwischen die Beschreibung von Thomas Meyer selber über eine  Tagebucheintragung von W.J. Stein gefunden. 
 Ich zitiere aus der obigen Seite: (fett: durch J.A.)

«Dieses Zitat beinhaltet eine Äußerung Rudolf Steiners gegenüber Friedrich Rittelmeyer aus dem Jahre 1921. Rittelmeyer seinerseits machte gegenüber Walter Johannes Stein Mitteilung von dieser Äußerung. Und Stein hielt sie in seinem Tage- buch folgendermaßen fest (siehe auch Faksimile):
«Rittelmeyer sagt: Im August 1921 sagte Dr. Steiner über Jeshu ben Pandira: Wenn wir noch 15 Jahre leben, können wir etwas davon erleben = 1936. Jeshu ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts geboren. (Basel 1911).»
In dieser Form steht die Sache in den durch den Waldorflehrer Erich Gabert Ende der 50er Jahre abgetippten Auszügen aus Tagebüchern Steins. (Die Witwe Steins überließ Gabert nach Steins Tod im Juli 1957 zu diesem Zweck die damals noch vorhandenen Tagebücher für eine gewisse Zeit; deren Originalfassung muß wohl als verschollen gelten.) Eine dieser Kopien gelangte Ende der 70er Jahre in meine Hand, und so gab ich Robert Powell auf dessen Frage, ob sich bei Stein irgend etwas über den Bodhisattva des 20. Jahrhunderts finde, meinerseits eine Kopie dieser Steinschen Aufzeichnung in die Hand. Ich selbst habe sie dann in meiner 1989 erschienenen Auseinandersetzung zum «Fall Tom- berg» wörtlich publiziert (Elisabeth Vreede / Thomas Meyer; Die Bodhisattvafrage, Basel 1989, S. 165), allerdings unter Weglassung der mir unwesentlich scheinenden Steinschen Ergänzungen «1936» und «(Basel 1911)».

Ich habe lange angenommen (und mit mir wohl die meisten Vetreter der Bodhisattvaschaft Valentin Tombergs, denen diese Aufzeichnung bekannt ist), daß im Gespräch mit Friedrich Rittelmeyer beide Sätze dieser Steinschen Aufzeichung von Rudolf Steiner stammen.
Vor ein paar Jahren stieß ich dann jedoch in einem leider noch unveröffentlichten Typoskript von Friedrich Rittelmeyer («Unveröffentlichte Gespräche mit Dr. Steiner») auf S. 314 auf die folgende Äußerung:
«Es war im Hochsommer 1921. Ende Juli oder Anfang August. Die Sprache kam darauf, ob der Bodhisattva jetzt schon auf der Erde verkörpert sei. Dr. Steiner sagte: Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben, können wir noch etwas davon erleben. Das waren seine Worte. Alles andere ist Kombination.»
Dieser von Rittelmeyer selbst stammenden Aufzeichnung ist zu entnehmen, daß der erste Satz der Steinschen Aufzeichnung mit Sicherheit von Rudolf Steiner stammt. Das «1936», der ganze zweite Satz wie auch das «(Basel 1911)» müssen hingegen als eine nicht gekennzeichnete Hinzufügung von Stein betrachtet werden. Geht man nämlich dem Klammerhinweis nach (den wohl niemand als eine Orts- und Zeitangabe der Geburt von Jeshu ben Pandira auffassen wollte), so kommt man auf den Vortrag Die Ätherisation des Blutes, den Rudolf Steiner am 1. Oktober 1911 in Basel gehalten hatte und der der einzige in Frage kommende Vortrag Steiners aus dem Jahre 1911 in Basel ist. In diesem Vortrag kommt R. Steiner auch auf Jeshu ben Pandira zu sprechen, von dem er angegeben hat, daß er der auf den Buddha folgende nächste, also auch der gegenwärtige und noch für über 4000 Jahre künftige Bodhisattva sei. Doch ist der zweite Satz der Steinschen Aufzeichnung darin weder wörtlich noch singemäß zu finden. Dieser zweite Satz muß deshalb als Zutat Steins betrachtet werden, der den Basler Vortrag vielleicht nur aus der Erinnerung betrachtete und der wohl glaubte, darin eine derartige Zeitangabe über die Geburt von Jeshu ben Pandira antreffen zu können.»



Ich zitiere noch einmal kurz die Stelle, die direkt von Rittelmeyer stammen soll:
«Es war im Hochsommer 1921. Ende Juli oder Anfang August. Die Sprache kam darauf, ob der Bodhisattva jetzt schon auf der Erde verkörpert sei. Dr. Steiner sagte: Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben, können wir noch etwas davon erleben. Das waren seine Worte. Alles andere ist Kombination.»

Ich weiss zwar nichts über die Echtheit von den oben genannten "Unveröffentlichte Gespräche mit Dr. Steiner" von Rittelmeyer. Ich kann nur dazu sagen, dass ich im obigen Zitat keine inhaltlich neue Angabe finde. Rudolf Steiner sprach am 4. 11. 1911 in Leibzig (GA 130, Der Vortrag "Jesu ben Pandira – Der Vorbereiter für ein Verständnis des Christus-Impulses, Karma als Lebensinhalt") :
«Er ist nun der Bodhisattva der Menschheit, bis er einst nach drei tausend Jahren, von heute an gerechnet, seinerseits zum Buddha aufgerückt sein wird. Er wird also gerade fünftausend Jahre brauchen, um aus einem Bodhisattva ein Buddha zu werden. Er, der nahezu alle hundert Jahre einmal verkörpert gewesen ist seitdem, er ist auch jetzt schon verkörpert und wird der eigentliche Verkünder des Christus im ätherischen Gewande sein, gleich wie er damals den Christus als physischen Christus vorausverkündete. Und viele von uns werden es noch selbst erleben, dass es in den dreissiger Jahren Menschen geben wird – und später im Laufe diese Jahrhunderts immer mehr und mehr –, die den Christus in ätherischen Gewande schauen werden. »

Die obige Stelle wurde auch von Adolf Arenson im seinen Vortrag erwähnt. Wenn ich die obige wort-wörtliche Aussage Steiners mit dem Inhalt aus der angeblichen Aufzeichnung von Rittelmeyer vergleiche, kann ich einen wirklich neuen Hinweis für diesesThema bei Rittelmeyer nicht finden. Es war wohl kein Geheimnis, dass der Bodhisattva damals verkörpert war. Das war schon im Jahr 1911 bekannt gegeben und jeder kann es nachlesen. Nach der angeblichen Eintragung von Rittelmeyer hat man (oder er?) 1921 das Thema wieder neu aktiviert, das bereits im Jahr 1911 von Steiner ausgesprochen wurde: die gegenwärtige Verkörperung des Bodhisattva, die vor 10 Jahren bereits ausgesprochen wurde. Hochsommer 1921 – zum Zeitpunkt, der in dem obigen angeblichen Zitat von Rittelmeyer vorkommt, sprach Steiner nach langer Zeit wieder in ausdrücklicher Art über den Maitreya-Bodhisattva. Allerdings nicht «Ende Juli oder Anfang August», sondern Ende August 1921 in England.

Der Ausdruck :"Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben, können wir noch etwas davon erleben. " scheint auch die von Steiner stammende Zeitangabe von Mitte der dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts, wo ein besonders wichtiger Zeitpunkt für die Wiederkunft des Christus sein soll, zu bestätigen. So aus der obigen oder den ähnlichen Darstellungen Steiners kann man dazu kommen, dass von der Maitreya-Wesenheit, die damals bereits verkörpert ist, gerade in den dreissiger Jahren ein gewisses Wirken ausgehen kann. Aber die Richtigkeit der angeblich korrekten Eintragung Steins "Jeshu ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts geboren" kann nicht bestätigt werden. Gerade diese Angabe, "Jeshu ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts geboren", die nicht nachprüfbar ist, hat bis jetzt vor allem so viele Verwirrungen verursacht.



Die undurchsichtige und nicht nachprüfbare Quelle ist aber bereits als gesicherte Informationen unter den Anthroposophen weit verbreitet. Zum Teil werden solche Informationen, die nicht nachprüfbar sind, aber auch die übersinnlichen Wahrnehmungen oder Durchsagen von einer angeblichen geistigen Wesenheit, die aber ganz von der Darstellung Steiners abweichen, sehr ernst genommen, sodass aufgrund ihrer Inhalte dann die authentischen Wortlaute Steiners verneint werden. Dies bedeutet der Verlust der gemeinsamen Forschungsgrundlage. Und das verursacht unweigerlich die unfruchtbaren Streite unter den Menschen. 

Die Verbesserung des unbedachten Umgangs mit den undurchsichtigen Quellen werden nicht zu erreichen sein, ehe wir nicht das Respekt- und Verantwortungsgefühl gegenüber der Wahrhaftigkeit in uns zur Steigerung bringen. Ich schreibe dies nicht, um eine Sensation zu erzielen oder um jemanden zu tadeln. Ich nehme es als eine Gelegenheit hin, an der man die neue Aufgabe entdeckt. Dieser Fall lehrt mich, dass die Wachsamkeit gegenüber den grundsätzlichen Arbeitsprinzipien für die Forschung bis jetzt vernachlässigt wurde. So wie ich in den letzten Artikeln schrieb, handelt es sich dabei zuerst nicht einmal um eine spezifische Disziplin, die nur für die Geisteswissenschaft gilt, sondern es geht um eine ganz grunsätzliche und prinzipielle wissenschaftliche Arbeitshaltung, die jede seriöse und saubere Forschung und Urteilsgrundlage betrifft. 

Ich liebe die saubere Forschung über alles und kann nicht zusehen, wenn diese kostbare Errungenschaft der Menschheit verletzt wird oder verloren gehen würde. Eine Wahrheit, die als solche erkennbar ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich empfinde im höchsten Mass Ehrfurcht vor ihr. Ein Erhalten der Grundprinzipien für eine saubere Forschung möchte ich für die Zukunft unbedingt schützen helfen.


 Teil 4 folgt























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Junko Althaus

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