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Freitag, 29. April 2011

Die geistige Kommunion und der Gral im Herzen




Das Blut des Menschen ist zunächst das Zeichen des Ich aber auch der persönlichen Egoität. Das Blut des Christus ist aber durch das Mysterium von Golgatha in die Erde hineingeflossen. Seitdem hat sich ein kontinuierlicher Aufwärtsstrom der Ätherisation seines Blutes gebildet, der im menschlichen Herzen empfangen und wahrgenommen werden kann. Mit der Ätherisation des Blutes des Christus empfängt der Mensch die einzigartigen geistig-seelischen Eigenschaften des Christus Jesus. Sein Blut trägt keine persönliche Egoität, sondern die Eigenschaften wie überdimensionales Mitfühlen zu allem, was da auf der Erde lebt.

Der Mensch, der sonst durch seinen Astralleib in seiner eigenen Person gefangen ist, beginnt durch den Strom des Christus die kostbarste geistig-seelischen Substanzen in sich aufzunehmen. Er nimmt die ätherische Substanz in sich auf, die eine Liebe zu allen Wesen ist, die auf der Erde und mit der Erde leben und die in einer materiellen Lebensform sich befinden. Der Mensch atmet den Auferstehungs-Lebensstrom des Christus in sich hinein. Er empfängt vom Christus im seinem Herz kostbare Speise und Trank für die Kommuniton mit allen Wesen. Das ist ein reales Erlebnis, das in einem Menschen geschieht. Alle Wesen, die auf der Erde in einer materiellen Ersheinungsform leben, werden in dieser Kommunion zu Brüdern und Schwestern. Der Mensch erweitert sein astralisches Interesse, das durch den Sündenfall entstand, erdenweit. Dadurch wird die menschliche Egoität, die mit dem Sündenfall entstand, wieder aufgehoben.

Seit dem Mysterium von Golgatha gibt es in Wirklichkeit keinen Unterschied zwischen der reinen und unreinen Materie mehr. Das hat keinen wahren Sinn, von einer heiligen und nicht heiligen Materie zu sprechen, denn der Christus hat die Erdensubstanzen durch das Mysterium von Golgatha erhöht. Die Materie ist ursprünglich aus dem Geist entstanden. Das Mysterium von Golgatha hat der Materie wieder die Möglichkeit gegeben, dass ihr reinste Teil der Materie, der geistige Teil, sich von dem bloss materiellen Teil, der vergänglich und deshalb vernichtet werden kann, löst und sich wieder zu seinem geistigen Ursprung, zu der geistigen Welt sich erheben kann. Nur auf diese Weise ist die weitere Vergeistigung der Erde möglich. Deshalb gibt es keine gefallene Erdensubstanzen mehr auf der Erde, weil die Erdenmaterie seit dem Mysterium von Golgatha mit der Kraft der Auferstehung des Christus durchdrungen wurde.

Alles Geistige, was in einer Form der Materie lebt, kann wieder den Weg zum Geist finden. Der Mensch ist zu aktiver Arbeit auf der Erde als "Weinbauer" berufen. Er nimmt die irdische Nahrung zu sich und dadurch kann er den geistigen Teil der Materie von dem übrigen vergänglichen Teil scheiden, so dass das Geistige z.B. mit dem edelsten Teil des Gehirns verbunden wird. Er nimmt die Sinneseindrücke auf, aber er bleibt nicht bloss in den Einzelheiten der Sinneswahrnehmung. Er kann den geistigen Teil ätherisieren, der ewig ist und verarbeitet ihn zu einer klaren geistigen Erkenntnis. Und auf diese Weise werden die Sinne durch den Menschen zum Geist erhöht.

Dabei braucht der Mensch den Ätherstrom des Christus, der sich im menschlichen Herz real offenbart, der ihn in der freien Gabe der Kommunion ein tiefes und universales Mitfühlen zu allen Wesen empfinden lässt, denn das ist der Gral, der die unmittelbaren Lebenskräfte spendet und die Todeskräfte zu den Auferstehungskräften verwandelt. Der Gral im Herz empfängt den Ätherstrom des Christus, der uns unser eng-beschränktes Interesse überwinden lässt. Das echte Mitgefühl zu allen Wesen ermöglicht uns auf universale Weise aus allen Materien und aus allen Sinneserfahrungen das Geistige zu ätherisieren, um das wieder vom Bann der bloss irdischen Vergänglichkeit zu befreien. Das Geistige, das durch unser kräftiges Mitfühlen und unsere Erkenntnisarbeit befreit wird, wird der reale Baustein für neue Jerusalem, für den Jupiter in der Zukunft sein.


Junko Althaus


"In den Menschen fließen nicht nur diejenigen Dinge ein, die in dem Umkreise der Erde vorhanden sind, nicht nur die Dinge, welche aus der Evolution der Erde selbst stammen, sondern es ist dem Menschen möglich, seine Seele so zu stimmen, daß er aus den geistigen Welten heraus Hilfskräfte erhält, die in ihn einfließen können, die einen Aus gleich herbeiführen zwischen dem einzelnen egoistischen Ich und der Gesamtheit unserer Organisation, wenn er dieser Möglichkeit sich öff net, die in die Erdenmission eingeflossen ist. Wer erringen kann das Vertrauen an diesen Zufluß aus den geistigen Welten, der hat - wie er dies innere Ereignis, dies innere Erlebnis auch nennen mag - die per sönliche Christus-Erfahrung im Inneren erlebt."
GA 143 "
Erfahrungen des Übersinnlichen",
Stockbolm, 17. April 1912















Übersinnliches Herz und seine Ausbildung zum Erkenntnisorgan




Wenn der Christus in einem Menschen ist, wirkt er am meisten im Herz, so sagte Rudolf Steiner.

Das ist eine Realität, die man erleben kann, wenn man im echten Sinne einem Menschen begegnet. Alles, was in einem Mensch durch sein spirituelles Herz hindurch geht, zeigt immer den Charakter der Unsterblichkeit seines einzigartigen Ich. Das ist etwas, was sich mit nichts vergleichen lässt, was bloss oberflächlich nur für das jetzige Erdenleben die Bedeutung hat.

Man kann die Informationen, die von einem Menschen ausgesprochen werden, danach sortieren, welche aus der Ewigkeitssphäre des unsterblichen Ich stammen und welche nicht. Das übersinnliche Herz, das zu einem Wahrnehmungsorgan ausgebildet ist, ist fähig, die Dinge in obigen Sinne voneinander zu unterscheiden. Der Mensch, der mit jemanden, der bereits diese Fähigkeiten besitzt, diese Beobachtung an sich selber durchführt, kann nach und nach auch genauso sein übersinnliches Herz zu einem geistig-seelischen Wahrnehmungs-Erkenntnis-Organ umwandeln. So wird das übersinnliche Herz zu einem modernen Erkenntnis-Organ. Die innere und äussere Tatsache, die im Herz und durch die Wahrnehmung am Herz gefunden werden kann, hat immer eine tief berührende Echtheit, welche eine Eigenschaft der Ewigkeitssphäre ist, aus der wir, die Menschen, stammen.



Der Logos, der die Biographie und den Menschen gestaltet, hat ein Zentrum im menschlichen Herz. Dort sind viele Geheimnisse verborgen, die mit dem menschlichen Ich zusammenhängen.


"Es deuten die Herzen das Karma

Wenn die Herzen lernen

Lesen das Wort

Das in Menschenleben

Gestaltet


Wenn die Herzen reden

Lernen das Wort

Das im Menschenwesen

Gestaltet."


Rudolf Steiner an Ita Wegman


Junko Althaus


















Donnerstag, 28. April 2011

Kulmination der anthroposophischen Bewegung und die geistige Strömung der Karmaforschung


„…Diejenigen Persönlichkeiten, die jetzt durch ihr Karma

in ihrer Verbundenheit mit der Michael-Herrschaft

in die anthroposophische Bewegung hereintreten,

unter Durchbrechung von mancherlei Wiederverkörperungsgesetzen

mit der Wende des 20. 21. Jahrhunderts –

also in einer geringeren Anzahl von Jahren,

als ein Jahrhundert beträgt – wiedererscheinen werden,

um dann dasjenige, was sie jetzt tun können

im anthroposphischen Dienst der Michael-Herrschaft,

zur Kulmination, zum vollen Ausdruck zu bringen.

(aus dem Vortrag von Rudolf Steiner 14. 08. 1924, Torquay, GA240) „


Man darf nicht vergessen, dass diese Kulmination, welche in unserer Zeit geschehen soll, von Rudolf Steiner in einem Karma-Vortrag ausgesprochen wurde. Die geistige Strömung, die von Rudolf Steiner selber als die Neuen Mysterien eingeführt und von einer Gruppe der Menschen damals sehr ernst genommen und unterstützt wurde, verschwand von der Hauptbühne der Anthroposophie mit dem Ausschluss Ita Wegmans und vieler anderen anthroposophischen Freunde im Jahr 1935.

Man sucht seit mehreren Jahren händeringend eine mögliche Lösung für die Reformation der anthroposophischen Gesellschaft. Und die Krisenstimmung hat sogar dieses Jahr, das 150. Geburtsjahr Steiners, eine weitere Dimension erreicht. Dabei stellt sich unweigerlich eine Frage: Ist eine Kulmination der anthroposophischen Bewegung möglich, ohne dass die Strömung der Karmaforschung als ein Hauptanliegen der Anthroposophie wieder voll ernst genommen und praktiziert wird? Die jetzige schwere Krise der anthroposophischen Gesellschaft ist ein Ausdruck von dem, dass seit dem Jahr 1935 etwas Wesentliches ungeachtet liegen geblieben und vergessen worden ist.

Der Impuls der modernen Karmaforschung Rudolf Steiners war in Dornach wie ausgelöscht. Sogar das "Karma" war ein unberührbares Tabu-Thema. Man wollte nach den schweren Gesellschaftskonflikten innerhalb des Vorstandes (Wegman, M. Steiner, A. Steffen) möglichst viel die schönen Lichtseite der anthroposophischen Persönlichkeiten hören und keine menschlichen Schwierigkeiten. Viele Menschen blockierten die wahre Betrachtung der Schicksalszusammenhänge innerhalb der anthroposophischen Bewegung. 1948, also 5 Jahre nach dem Tod Wegmans wurde zwar der Beschluss des Zwangsausschlusses formell rückgängig gemacht und die Mitglieder, die mit ihr ausgeschlossen worden waren, kehrten nach und nach zu der Arbeit in der Gesellschaft wieder zurück. Aber die Fragen bleiben bis heute offen: Wie heilsam wurde das Geschehen 1935 wirklich verarbeitet? Und wie weit ist das Thema der praktischen Schicksalsforschung auf die Hauptbühne der Anthroposophie zurückgekehrt?

Es gab aber auch die Menschen, die den Impuls Steiners zur Schicksalserkenntnis intensiv ergreifen wollten. Sie hatten den Mut, eigenständig an einen Impuls heranzugehen, den Rudolf Steiner in einer grossartigen Weise hinterliess. Sie wussten, da gibt es etwas, was eine ungeheure Entwicklungsmöglichkeit in sich birgt. Die Forschung an dem eigenen Leben im Sinne des Karma wurde auch nach dem Tod Steiners und dem Ausschluss Wegmans von den Menschen aufgegriffen, die den Impuls der modernen Karmaforschung Rudolf Steiners als eine sehr kostbare Arbeit erachten konnten. Sie entwickelten die Grundlage der heutigen Biographiearbeit und der Karmaforschung.

Eurythmie, Sprachgestaltung, u.s.w., die Methoden, die zu Lebzeiten Steiners entstanden sind, haben eine natürliche Vollkommenheit in sich, weil sie damals durch Rudolf Steiner direkt entwickelt wurden. Die Menschen konnten ihn nach vieles fragen und er gab ihnen die direkten Anweisungen. Im Gegenteil dazu wussten die Menschen, die aus dem Impuls der Karmaforschung eine neue Arbeitsmethode zur Schicksalserkenntnis entwickeln wollten, dass eine solche Möglichkeit der Vollkommenheit für sie von vornherein ausgeschlossen ist. Sie waren aber diejenigen, die vor allem an die aktive Entwicklungspotenz der Anthroposophie glaubten und einen starken Impuls der individuellen Eigenständigkeit in sich trugen. Und diese Eigenschaften hatte besonders auch Ita Wegman. Das war ein unverwechselbarer Charakter an ihr, der von Steiner hoch geschätzt war und durch sie in der anthroposophischen Bewegung real vertreten wurde. Die Menschen, welche die verwandten Eigenschaften an sich trugen, wollten nach 1935 den Keim der Schicksalsforschung weiter zum Gedeihen bringen. Sie waren mutig und scheuten keine Fehler, die auf solchem Weg der Entwicklung entstehen. Was sie entwickelten, kann natürlich nicht die Vollkommenheit aufweisen, welche die anderen Gebieten haben, die Steiner selber zu seiner Lebzeiten mit den Menschen entwickelte. Aber dennoch lebte immer in der Entwicklung der Biographie- und Karmaarbeit eine ungeheure Zukunftskraft, die mit dem freien Individuum zu tun hat, weil sie eben von den Menschen wirklich eigenständig ohne direkte Anweisung Steiners geleistet wurde und heute noch geleistet wird. Das bedeutet die Auferstehung des gemeinsamen Impulses Rudolf Steiners und Ita Wegmans. Diese Haltung, eigenständig zu forschen, war es, zu was Steiner damals 1924 an die Mitgliedern aus ganzem Herzen appelierte.

Die Menschen, die damals seine Worte über die kommende Kulmination hörten und seinen anthroposophischen Impuls ernst nahmen, sind heute wieder da, um ihn weiterzuführen. Es ist offensichtlich, dass der Impuls der Karmaforschung für diese Kulmination eine ganz entscheidende Rolle spielen wird.

Junko Althaus






Mittwoch, 27. April 2011

Die Unsterblichkeit des Ich und das Selbständigwerden des Ätherleibes



Das Leben zwischen dem Tode und der neuen Geburt im Verhältnis zu den kosmischen Tatsachen, GA 141, Berlin, 14. Januar 1913

"Wenn wir weit zurückgehen in die Zeit vor dem Mysterium von Golgatha, so finden wir, dass die Menschen nach dem Tode ein reges, durchleuchtetes Seelenleben haben; dann aber wird düsterer und düsterer, immer dunkler und dunkler; die Menschen nehmen immer mehr nur ein dämmerhaftes Seelenleben mit. wenn sie durch den Tod durchgehen.......

Das ist eine volle Wahrheit, dass dieses spirituelle Leben, das die Menschen mitbekommen haben und das ich nach dem Tode zeigte als ein hellseherischeres oder dämmerhafteres Bewusstsein, heruntergestiegen war zu einem dumpfen Leben. Und besonders im vierten nachatlantischen Zeitraum, dem griechisch-lateinischen, in welchem das Mysterium von Golgatha sich abspielte, war es am dunkelsten schon geworden.

Das ist das Bedeutsame an der Taufe durch Johannes des Täufers, dass für gewisse Leute, die er taufte, diese eben charakterisierte Tatsache zum Bewusstsein gebracht werden sollte. Die Menschen, die er taufte, taufte er voll ins Wasser ein. Sein Taufen war ein völliges Untertauchen. Dadurch wurde der Ätherleib solcher Menschen herausgehoben und sie wurden eine kurze Spanne Zeit hellsichtig. Was ihnen Johannes zeigen konnte, war die Tatsache, dass der Mensch im Laufe der Zeiten in Bezug auf sein Seelenleben so zurückgegangen ist, dass er nur noch wenig von dem einstigen spirituellen Gut hatte, das er durch die Pforte des Todes durchtragen konnte und das ihm ein hellseherisches Bewusstsein geben konnte. Und dem, der so durch Johannes getauft wurde, dem gab es die Einsicht: Es ist eine Neubelebung des Seelenlebens notwendig. Es musste etwas Neues in die Seelen einstrahlen, damit sich wieder ein Leben nach dem Tode entwickeln könne. Und dieses Neue ist in die Seelen eingestrahlt durch das Mysterium von Golgatha. Sie brauchen nur den Vortragszyklus "Von Jesus zu Christus" nachzulesen und Sie werden sehen, dass von dem Mysterium von Golgatha ein reiches spirituelles Leben ausgeht, das auf die einzelnen Menschen, die hier auf der Erde eine Beziehung zu dem Mysterium von Golgatha entwickeln, einstrahlt. Und von da aus beleben sich wieder die Seelen.

Deshalb konnte Paulus sagen: So wie die physischen Menschenkörper von Adam abstammen, so werden immer mehr und mehr die Seeleninhalte der Menschen von dem Christus, von dem zweiten Adam, dem geistigen Adam, abstammen. - Das ist eine tiefe Wahrheit, welche da Paulus in seine einfachen Worte hineingelegt hat. Wäre nämlich das Mysterium von Golgatha nicht gekommen, so würden die Menschen immer mehr und mehr an Seeleninhalt verloren haben und würden entweder nur zu der Sehnsucht gekommen sein, ausserhalb des physischen Leibes zu leben, oder würden nur mit Begierden und Wünschen nach einem rein physischen Leben auf der Erde fortleben, würden immer materialistischer und materialistischer werden. "






Aus dieser Stelle wird deutlich, dass man kurz vor dem Mysterium von Golgatha durch das Herausheben des Ätherleibes (z.B. durch ein vollständiges Untertauchen in das Wasser) sehr viel Schattenhaftes erlebte, weil man in die andere Welt nicht genügend spirituelle Früchte hineintragen konnte, welche die geistige Welt als ein inneres Licht beleuchten sollten. Es war in den alten Zeiten mit dem Menschen anders gewesen. Dieses Erleben vor der Zeitenwende war ein ernsthaftes Zeichen für die Menschen, das auf eine eiserne Notwendigkeit hinwies, dass auf der Erde etwas Grundsätzliches geschehen muss, wodurch dieser Misstand aufgehoben wird, so dass man wieder nach dem Tod ein reifes geistiges Leben führen kann.

Falls das Mysterium von Golgatha nicht geschehen wäre und die Kräfte, die davon ausgegangen sind, nicht von den Menschen aufgenommen worden wären, dann hätte man nach Rudolf Steiner entweder die luziferische Sehnsucht nach einem Leben ohne den physischen Körper ausserhalb der Erde gespürt, oder im Gegenteil dazu hätte man nur das Fortleben im physischen Körper als das Leben gelten lassen wollen, weil man sich aus der ahrimanischen und materialistischen Vorstellung die Unsterblichkeit nach dem leiblichen Tod ohne den physischen Körper nicht mehr vorstellen vermag.

Dann geschah das Mysterium von Golgatha. Das Licht des Christus strahlte in den Tod hinein. Sein Licht kann nach dem Tod uns und unsere Umgebung hell strahlen, so wie die vielen Nahtoderlebnisse berichten. Durch das Mysterium von Golgatha hat die Seele des Menschen eine gewaltige Wandlung erlebt. Seit der Mitte des letzten Jahrhunderts ist der Mensch so weit gekommen, dass er im Gebiet des Ätherischen den Beistand des Christus erleben darf. Der menschliche Ätherleib verselbständigt sich immer mehr von dem physischen Körper, so dass er eine immer grössere Eigenständigkeit von dem physischen Körper entwickelt. Dadurch kann er seine eigentliche spirituelle Tätigkeit wieder viel freier entfalten. Das bringt die Situation mit sich, dass man nach dem Tod ein klares Bewusstsein als ein Individuum beibehält und damit auch eine individuelle und bewusste Verarbeitung des vergangenen Lebens geleistet wird. Ausserdem werden die eigentlichen geistigen Dimensionen erlebt. Das bedeutet eine ruckartige Stärkung des Ich im Sinne der Unsterblichkeit nach dem physischen Tod.

Für die lebenden Menschen hat die Wiederkunft des Christus die Bedeutung, welche seit der Mitte des letzten Jahrhunderts eingetreten ist, dass sie während des Lebens schon bewusster an sich arbeiten können durch ein neues spirituelles Karma-Bewusstsein, welches durch die Einwirkung des Christus im Ätherischen ermöglicht wird. Solche karmische Arbeit war früher hauptsächlich nur nach dem Tod möglich. Unsere Aufgabe im Sinne des Karma auf der Erde konnte früher nur im passiven Sinne erfüllt werden. Heute ist aber eine bewusste karmische Arbeit während des Erdenlebens möglich, weil bei vielen Menschen das Ich bereits so weit ist, dass immer klarer die eigene Unsterblichkeit als die innerste und eigenste Tatsache erlebt wird. Mit solchem hellen unsterblichen Ich-Bewusstsein können die Erfahrungen aus dem jetzigen und den früheren Leben beleuchtet und verstanden werden für eine Weiterentwicklung und Heilung. Hinter all diesen Möglichkeiten steht der Christus, der im Ätherischen für die Menschheit sein Wirken fortsetzt.

Junko Althaus










Montag, 25. April 2011

Ein Weg zum Christus im Ätherischen - die Anschauung des eigenen Lebens



Die vielen Berichte über die Nahtoderfahrung bezeugen uns eine ganz neuartige Art der individuellen Schulung, auf die Rudolf Steiner bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hinwies. Während die Menschen sich für eine gewisse Zeit jenseits befanden, bekamen sie keine strenge moralische Anweisung im alten Sinne der Religionen, sondern sie schauten auf ihr eigenes Leben zurück. Sie hatten die Rückschau ihres Erdenlebens und dabei empfanden sie auf eine ganz intensive Art und Weise die Gedanken und die Gefühle. Die Innenwelt der anderen Menschen wurde plötzlich transparent so wie die eigene. Das hatte eine enorme Wirkung als eine unmittelbar moralische Lektion. Etwas Vergleichbares kann man sich kaum vorstellen. Das alles aber fand bei meisten Menschen in einer liebevollen und geborgenen Atmosphäre statt, die vom Lichtwesen ausging.

Der alte Schulungsweg ist der, auf dem man die theoretischen Gesichtspunkte lernt, wodurch man sich zu veredeln versucht. Dieser Weg ist der, der die meisten Religionen uns vorschreiben als moralische Gesetzte und Vorschriften. Diese Dinge zunächst theoretisch aufzunehmen als Vorstellungen und sich danach zu formen, ist im gewissen Sinne die erste und alte Art der Schulung. In der anthroposophischen Schulung ist es auch so. Man liesst viel die Inhalte und lernt die theoretischen Gesichtspunkte kennen, die die Entwicklung fördern sollen. Man praktiziert die Meditationen oder die Nebenübungen, die bereits vorhanden sind, beschäftigt sich mit dem Klassentext, u.s.w. Man bekommt den Rahmen von aussen, die einen allgemeinen Charakter haben. Sie haben noch heute eine Bedeutung.

Aber in der neuen Art der Entwicklung geschieht etwas anderes. Bereits im letzten Jahrhundert begann ein neuartiger Schulungsweg, der von Rudolf Steiner als ein ganz zentrales Anliegen der Anthroposophie immer wieder betont wurde: das Hineinwirken des ätherischen Christus in den individuellen Lebensgang des Menschen. Der Christus im Ätherischen leistet in dieser neuen Schulung jedem einen individuellen Beistand, so dass wir unmittelbar durch das Erleben und die Anschauung des eigenen Lebens zu einer für uns von der geistigen Welt genau massgeschnittenen Lebensweisheit geführt werden. Die vielen Berichte über den Nahtod bezeugen die Realität dieser neuartigen Schulung durch den ätherischen Christus. Jeder hat seine individuelle Lektion während des Todes von dem Lichtwesen erhalten. Und dabei brauchte keiner von Ihnen irgendein Weisheitsbuch. Die intensive Anschauung der eigenen Biographie konnte in ihnen die lebendige Fähigkeit für die Brüderlichkeit erwecken, die sie dann nach ihrem Jenseits-Erlebnis beibehalten können. Diese neue Art der Schulung ist zwar noch am Anfang ihrer Entfaltung, ist aber bereits ganz real vorhanden und kann von uns jederzeit gegangen werden.


Vor mehr als 20 Jahren lernte ich die Anthroposophie in Japan durch ein Buch kennen, in dem die Menschheitsentwicklung und die Nebenübungen skizziert wurden. Ich versuchte damals schon zweimal einen Anlauf zu machen, das Buch zu lesen und konnte es aber nicht gut genug verstehen. Ich war eines Tages erkältet und hatte hohes Fieber. Ich wachte plötzlich auf und dachte: Jetzt muss ich das Buch lesen. Ich nahm das Buch in die Hand, begann darin zu lesen. Erstaunlicherweise konnte ich diesmal genau dem Inhalt über die nachatlantische Kulturentwicklung der Menschheit folgen. Die Schilderungen in dem Buch verdichteten sich plötzlich zu realen Bildern, die lebendig wurden. Sie stiegen von den Seiten auf und umgaben mich als geistige Substanz. Ich hatte das Gefühl, dass ich diese Dinge früher schon kannte. Es kam mir sehr vertraut vor und ich fühlte mich endlich zu Hause angekommen zu sein. Und diese reale Stimmung, die sie mich umgab, wurde immer intensiver, so dass meine Wesensglieder ab dem Ätherleib sich vom physischen Leib gelockert haben. Ich hatte zwar einen solchen Zustand als Kind schon, aber als Erwachsener lange nicht mehr erlebt.

Ich sah wie Schnappschüsse Szenen aus meinem Leben, die ich mit meinen Mitmenschen erlebte. Ich war stark erschüttert, weil ich die Innenwelt der anderen Menschen wie meine eigene deutlich stark und intensiv erlebte. Die Gedanken und die Gefühle, die ich erlebte, waren ungeheuer intensiv. Ich dachte, das nennt man wirklich real. Die Gedanken und Gefühle, die ich vorher im Leben kannte, kamen mir im Vergleich dazu schwach und schattenhaft vor. Durch dieses Erleben wurde in mir ein intensiver Wunsch erweckt: Ich möchte meine Einseitigkeit, die ich versehentlich verursacht habe, rückgängig machen. In einer Intensität fragte ich mich, wie ich es erreichen kann? Ich hörte eine Stimme, die mir sagte: Alles, was geschehen ist, kannst du nicht unmittelbar verändern, aber wenn du dich veränderst, dann kann die entstandene Einseitigkeit einer realen Entwicklung dienen und kann ihren Sinn erfüllen. Als ich es hörte, fühlte ich mich erlöst und war von einem glücklichen Licht erfüllt. Manche Menschen, die es hören, oder die Schilderungen von Steiner über das Kamaloka lesen, sagen, dass es ihnen Angst macht, das zu erleben. In Wirklichkeit ist überhaupt nichts Schreckliches daran, sondern es war ein wunderbares Erlebnis, so wie die meisten Menschen sagen, die einen Nahtod erlebt haben.

Dieses Erlebnis stand ganz am Anfang meiner Beschäftigung mit der Anthroposophie. Es ist mit einer geistigen Taufe vergleichbar, die in den alten Zeiten real durchgeführt wurde, um eine Verbindung zur geistigen Welt herzustellen. Durch eine Taufe fand im Menschen die Sinneswandlung statt, so wie Johannes der Täufer sagte: Ändert euren Sinn. Durch dieses Erlebnis wurde ich anders und fühlte mich auch anders. Aus der jetzigen Sicht kann ich sagen, dass ein gewisses Selbständigwerden des Ätherleibes vom physischen Leib erzeugt wurde. Rudolf Steiner spricht von diesem menschheitlichen Erreignis im Zusammenhang mit der Wiederkunft des Christus im Ätherischen. Der menschliche Ätherleib entwickelt eine immer grössere Selbständigkeit gegenüber dem physischen Leib, so dass dadurch der Mensch in die Welt, die über die physische liegt, immer bewusster hineinleben kann. Ich bekam nach diesem Erlebnis eine deutliche Sensibilisierung gegenüber dem Ätherisch-Astralischen. Die Welt war für mich plötzlich keine tote Welt mehr. Ich merkte, dass ich den anthroposophischen Gedanken gut folgen kann, was vor dieser Lockerung nicht auf gleiche Weise möglich war. Für mich war die Anthroposophie von Anfang an nicht etwas, was man nur im Kopf aufnimmt, sondern ein unmittelbares und reales Erlebnis.


Dieses Erleben des Mini-Kamalokas brachte mich später auf eine ganz natürliche Weise zur intensiven Beschäftigung mit der Biographiearbeit und der Karmaforschung. Die Anschauung des eigenen Lebens ist der moderne Weg zum Christus. Der Christus wartet auf uns, dass wir ihn heute auf diese Weise finden.


Junko Althaus












Marie Steiner von Sivers, Ita Wegman und Edith Maryon



Marie Steiner von Sivers und Ita Wegman waren von der Anthroposophie ausgewählte Mitarbeiterinnen

Marie S. von Sievers und Ita Wegman - diese zwei Persönlichkeiten waren diejenigen, die unter den Mitarbeitern Steiners eindeutig eine wesentlich andere Rolle als die anderen zugeteilt bekamen, ohne welche die wesentliche Entwicklung der Anthroposophie undenkbar gewesen wäre. Anders kann man sagen, Rudolf Steiner, Marie S. von Sievers, Ita Wegman hatten eine unmittelbare Beziehung zu den Geistern, die die Anthroposophie inspirierten.

Manche Anthroposophen sehen die fortgeschrittenste Schülerin in Edith Maryon. Edith Marion war unzweifelhaft eine bedeutende Persönlichkeit. Aber sie stand nicht selbsverständlich zum Wesen der Anthroposophie wie Marie von Sivers oder Ita Wegman. Sie war zwar eine bedeutende Person, aber nicht die, welche von der Anthroposophie auswählt wurde. Sie schrieb die Briefe an Steiner, als sie noch in England war. Sie aber bekam keine Antwort, kam selber nach Dornach und bot die Arbeit für die Anthroposophie an. Edith Maryon brachte sogar etwas grundsätzlich Anderes durch ihre weltliche Karriere und Ausbildung mit, das aber gänzlich hinter sich gelassen werden musste, wenn sie für die Anthroposophie arbeiten wollte. Ich habe in einem frühren Artikel eine ganz eigenartige Beziehung von Steiner zu ihr geschildert. Steiner lehnte die weltlichen Einflüsse an ihr ganz ab, die ihr die Technik und den Ruhm als eine Künstlerin gegeben hatten. Nur unter dieser Bedingung konnte eine gemeinsame Arbeit zwischen Steiner und Maryon stattfinden. Maryon war durch ihre früheren Inkarnationen eine einflussreiche Persönlichkeit, dennoch gehörte sie nicht zum Strom der Anthroposophie unmittelbar, sowie es bei Marie S. von Sivers oder Ita Wegman der Fall gewesen ist.

Anders als bei Maryon lehnte Steiner nichts an den Dingen und den Erfahrungen ab, die Marie S. von Sivers und Ita Wegman zu ihm mitbrachten. Sogar hat er sie eindeutig geschätzt und seine Arbeit darauf gebaut und öffentlich ein freundschaftliches Zusammenwirken betont. Marie S. von Sivers brachte z.B. ihr Wissen über die Kunst und die Fähigkeiten der redenden Kunst, die sie sich woanders angeeignet hatte. Ita Wegman brachte die Kompetenz als Ärztin, die ihm die Grundlage des medizinischen Wirkens ermöglichte.

Marie S. von Sivers war diejenige, die bewusst von Steiner zur Sekretärin ausgewählt wurde, ohne die er das Amt des Generalsekretärs nicht annahm. In diesem Vorgang sieht man eine unverzichtbare Beziehung zwischen ihr und der Anthroposophie. Ihr wurde durch die karmische Konfiguration und ihre Fähigkeiten eine zentrale Stellung für die Entwicklung der Anthroposophie geistig übertragen, bevor sie auf die Erde kam. Sie wurde von dem Wesen der Anthroposophia ausgewählt.

Zwar ist die Art und Weise anders, aber das Gleiche gilt bei Ita Wegman. Sie bekam schon sehr früh von Steiner wiederholt einen Hinweis darauf, dass sie beide in früheren Leben Freunde gewesen sind. Er hat ihr auf die persönliche Weise das Zeichen für die karmische Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Und damit war es gemeint, dass sie eine besondere Rolle für die Entwicklung der Anthroposophie zu spielen hat, die wiederum aus der besoderen karmischen Konfiguration heraus vorbestimmt war. Es ist heute nicht mehr daran zu zweifeln, denn die einzigartigen Übungen, die sie von ihm bekam, bezeugen es.

Marie Steiner und Ita Wegman waren diejenigen, die geistig, seelisch und persönlich ganz anders Steiner und seine Werke verstehen konnten. Marie S. von Sivers eher in der geistigen Klarheit und Ita Wegman eher auf eine intuitive Weise. Die beiden wussten sofort mit den Angaben Steiners etwas anzufangen, ohne das Ziel dabei zu verfehlen. Das gab Steiner eine ganz günstige Möglichkeit zu seinem Wirken. Diese Fähigkeiten hatten in dem Mass nur diese zwei Persönlichkeiten. Das allein war schon eine ganz besondere Leistung, welche natürlich nicht sofort im damaligen Leben zustande kam, sondern durch die günstigen karmischen Verbindungen und die Zusammenarbeit, die in den früheren Leben stattgefunden haben.




Die Schwierigkeiten im Umgang mit der karmischen Tatsache und ihre Folgen

Nachdem 1935 Ita Wegman und Elisabeth Vreede mit zahlreichen Mitgliedern ausgeschlossen wurden, verschwand von Dornach das Thema der Karmaerkenntnis. Es ist schmerzhaft zu erfahren, dass die Abendsvorträge Steiners während der Weihnachtstagung, die ihm so sehr am Herzen lagen, bis 1944 nicht öffentlich zugänglich waren. Marie Steiner veranlasste, dass sie bis dahin nicht veröffentlicht wurden.



Es fällt auf, dass Marie S. von Sivers bereits vor der Weihnachtstagung keine frische Kraft mehr besass, um kräftig den Neubeginn der anthroposophischen Bewegung mit zu gestalten. Ich denke, sie war bereits sehr erschöpft, weil sie bis dahin zahlreiche Schwierigkeiten durchstehen musste. Sie nahm stets enorm viel Arbeit von Steiner ab, die nur von ihr ausgeführt werden konnte. Ihre Arbeit war oft mühevoll, war wenig mit Freude verbunden. Sie verlor immer mehr Kräfte und wurde als Person streng. Die intensive Verbindung zwischen R. Steiner und Wegman war für sie nicht zu verstehen und zu akzeptieren. Steiner versuchte schon immer wieder beiden Frauen freundschaftlich zu vermitteln, aber Marie S. von Sivers lehnte Wegman ab. Und das verursachte ein tiefes Leid bei R. Steiner. Es war eine Prüfung für die Entwicklung der Anthroposophie, dass die zwei wichtigsten karmischen Ströme um Steiner durch I. Wegman und M. von Sivers harmonisch miteinander arbeiten sollten. Aber es war nicht möglich. Die harmonische Zusammenarbeit zwischen zwei karmischen Strömen von I. Wegman und Marie von Sivers, die sehr wesentlich für die weitere Entwicklung der Anthroposophie war, scheiterte.


Der Karma-Impuls, der durch die Weihnachtstagung gegenben wurde, war etwas, bei dem Marie S. von Sivers nicht als ihr innerstes persönliches Anliegen mittrug. Sie konnte die Karmaforschung nicht als ihre zentrale Aufgabe zu sehen. Sie wollte eigentlich auch nicht mehr sehr ein schwerwiegendes Amt im Vorstand übernehmen, weil sie lieber ungestört die anthroposophische Arbeit weiter pflegen, die ihr vertraut war. Diese Tatsache, dass Marie S. von Sivers nicht mehr volle Kräfte besass, hinter dem neuen Impuls der Karmaerkenntnis stand, hatte Folgen. Dieser Impuls, der die eigentliche Mission Steiners war, konnte von ihr nicht mehr so intensiv mitgetragen werden, wie bisher. Es bedeutete für den Karma-Impuls Rudolf Steinerseinen unbeschreiblich grossen Verlust. Es war eine Art des Bruches. Statt ihr rückte Wegman plötzlich in den Mittelpunkt. Eine deutliche Distanz zwischen Rudolf Steiner und Marie S. von Sivers, welche durch die Weihnachtstagung entstand, prägt bis heute die anthroposophische Bewegung und Gesellschaft. Marie von Sivers, die rechte Hand Rudolf Steiners war, konnte eben damals das Thema Karma nicht ganz zum eigenen praktischen Impuls machen. Es war dadurch bestimmt, dass das Thema Karma nach dem Tod R. Steiners nicht befördert werden konnte.

Wenn man die Geschichte der Konflikte zwischen Marie S. von Sivers und Ita Wegman nachgeht, kann man an der Art und Weise, wie durch einige junge Menschen die karmische Tatsache, die zwischen Wegman und Steiner besteht, an die Person Marie S. von Sivers herangebracht wurde, feststellen, dass es Marie S. von Sivers sehr verletzt hat. Und darin sehe ich ein klares Beispiel der Schwierigkeit im Umgang mit den karmischen Tatsachen, die wir sehr wohl im Sinn haben sollten. Und durch diesen Vorfall verschloss sich Marie S. von Sivers gänzlich vor dem Thema Karma. Man hat höchstens über das Thema Karmaerkenntnis wie etwas ganz Heiliges und etwas nie Erreichbares gesprochen. Aber die Bemühungen, wirklich praktisch an das Karma heran zu gehen, wurde wie ein absolutes Tabu empfunden. Dahinter steckt selbstverständlich die persönliche Haltung und Erfahrung Marie S. von Sivers. Die Widerstände waren damals noch sehr stark und die meisten Menschen haben noch keinen guten Umgang mit dem Thema Karma entwickeln können. Es ist biographisch verständlich, wieso Marie von Sivers diesen wichtigen Impuls Steiners nicht mehr innerlich mittragen konnte. Darin liegt ein tiefes menschliches Leid von ihr, das sie erleben musste. Man kann ihr ein Mitgefühl entgegenbringen, weil es so klar zu empfinden ist, wie viel und wie lange sie bis dahin sich stets für die Entwicklung der Anthroposophie aufgeopfert hatte. Steiner konnte durch die Kräfte Wegmans wieder einen neuen Impuls für die konkrete Weiterführung erfahren, aber Marie S. von Sivers konnte es nicht so erleben.


Marie S. von Sivers blieb bis zum Schluss ihres Lebens eher kosmisch als menschlich. Wenn ihre Individualität wieder auf der Erde ist, dann wird sie durch die bitteren Erlebnissen ihres letzten Lebens heraus wahrscheinlich ein Bedenken für das Thema Karma empfinden, auch wenn sie wieder unweigerlich die intensive innere Flamme zur Anthroposophie in sich entfaltet und wieder die kosmische Dimension der Anthroposophie auf reine und unschuldige Weise vertreten kann. Sicherlich wird sie durch den individuellen Eingriff des Christus dazu geführt, sich mit dem Thema Karma persönlich auseinanderzusetzen, was im letzten Leben durch die Konflikte mit Wegman gehindert wurde. Wegman sagte vor ihrem Tod überzeugt, dass kein schwieriges Karma mehr zwischen ihr und Marie von Sivers besteht. Das ist auch meine Überzeugung. Dennoch kann sie aus den karmischen Konsequenzen heraus wahrscheinlich eine Prüfung im neuen Leben erleben, an der sie dazu gebracht wird, nicht nur das anzunehmen, die Anthroposophie vollkommen und perfekt in ihrer reinen kosmischen Höhe zu bewahren, sondern etwas Anderes daneben auch wertzuschätzen, z.B. einen freien willensmässigen und mutigen Umgang mit der Anthroposophie, um etwas Lebenspraktisches zustande zu bringen, so wie Wegman aus ihrer warmen und liebevollen Menschlichkeit heraus unmittelbar versuchte. Und das beinhaltet eben nicht nur ein meisterhaftes theoretisches Verständnis, was der ätherische Christus ist, sondern die praktische Karmaerkenntnis im Sinne des ätherischen Christus.

Diese zwei karmischen Strömungen Wegmans und Maris von Sivers kamen bis heute innerhalb der anthroposophischen Bewegung noch nie wirklich zusammen und das verursacht die Schwächung der Entwicklung der Anthroposophie. Das ist ein wesentlicher Grund für die Stagnierung der anthroposophischen Entwicklung. Die bisherige Umgangsart mit der Anthroposophie, die von der rein-geistigen Art Marie von Sivers intensiv geprägt wurde, kann heute im 21 Jahrhundert in der Auseinandersetzung mit den Gegnern des ätherischen Christus, die den Spritualimus übermaterialisieren wollen, nicht allein standhalten. Sie wird dabei eine Ohnmacht erleben. Die rein geistig-gedankliche Art der Pflege des anthroposophischen Lebens kann nicht allein die Widerstände leisten gegenüber dem immer stärker werdenden spirituellen Materialismus, der - so wie Steiner sagt - das Christusverständnis in der alten Art konservieren will, um das gegenwärtige Wirken des Christus im Ätherischen unbemerkt zu lassen.

Junko Althaus









Eine unparteiische Haltung und die mutvolle Wahrheitsliebe als heilsame Medizin für den Konflikt



Emanuel Zeylmans war vielen Kritiken und Widerständen ausgesetzt, nachdem er die Biographie über Ita Wegman herausgab, in der die Tatsachen beleuchtet sind, die die Vorstellungen mancher Anthroposophen stark erschütterten.

In drei Büchern schildert Zeylmans die anthroposophischen Persönlichkeiten, in ihrem Licht aber auch mit ihren Schatten. In dieser Haltung, wie diese Bücher geschrieben sind, sehe ich eine faire Haltung und eine tiefe Liebe zur Wirklichkeit und den Mut, mit der geschichtlichen Wahrheit aufzutreten. Und diese Haltung ist ein Beweis dafür, dass er auf dem anthroposophischen Schulungsweg im Sinne der Selbsterkenntnis zu sich selber im höchsten Mass ehrlich und lauter gewesen ist.

Obwohl er eine Biographie von Wegman schrieb und genau wusste, dass auf eine deutliche und zum Teil emotionelle Art und Weise Wegman von Marie Steiner abgelehnt wurde, blieb er stets fair gegenüber Marie Steiner und beschuldigte sie nie einseitig und setzte sich dadurch nie parteiisch nur für Wegman ein. Er musste zum Teil darum ringen, so wie er im Flensburgerheft schilderte. Sein innerer Kampf mit sich für das Erzeugen einer fairen Haltung gegenüber den anderen Parteien ist ein vorbildliches und wunderbares Beispiel, dass man sich in einem Konflikt fair verhält und trotzdem nicht die Wahrheiten ignoriert, sondern die wahren Tatsachen mutig ans Licht bringt. Und das ist eine wahrhaftige michaelische Haltung im Sinne des Christus. Daran kann ich empfunden, er war wahrlich ein Michaelschüler, der aus seinem Menschsein heraus dem Christusimpuls diente.

Seine Arbeitsart, die eine tiefe Menschlichkeit und Echtheit zum Ausdruck bringt, zeugt von der wirklichen Grösse seiner Persönlichkeit. Und genau diese Eigenschaften, eine unparteiische faire Haltung gegenüber den Anders-Denkenden und die von einem freien Mut duchzogene Wahrheitsliebe sind auch die unverwechselbaren Merkmale der Person Ita Wegmans gewesen. Sie rechtfertigte sich nicht viel und beschuldigte kaum jemanden in den Konflikten, in denen sie aber zum Teil wie in der "Denkschrift" auf eine wirklich unmenschliche und aggressive Art attackiert wurde. Sie selber aber beschuldigte nie auf eine aggressive Weise die Taten anderer. Diese Eigenschaft ermöglichte ihr in der schwersten Konfliktsituation eine persönliche und intime Begegnung mit dem ätherischen Christus und Rudolf Steiner, das ihr heilsame Kräfte schenkte. So blieb sie bis Ende fair gegenüber den Menschen, die sie ausgrenzten. Und sie sorgte auch dafür, dass die Menschen auf ihrer Seite zwar die tatsächlichen Wahrheiten um die Konflikte wissen, aber dass sie nie emotionell gegen die Menschen sich verhielten. Wegman erlaubte ihren Mitarbeiter in der Klinik nicht, aggressiv gegen ihre Gegner zu sprechen. Dadurch bewahrte sie eine soziale und heilende Stimmung in ihrer Umgebung. Das spricht von der wirklichen Grösse ihrer Persönlichkeit.



Zeylmans veröffentlichte die Wahrheiten, z.B. den Brief Steiners an Wegman, in dem zweifellos ersichtlich ist, dass zwischen Steiner und Wegman die bekannte Tatsache war, dass sie in ihrer früheren gemeinsamen Inkarnation Aristoteles (Steiner) und Alexander der Grosse (Wegman) gewesen sind. Er war zum Teil starken Kritiken ausgesetzt, weil er eben diese Tatsachen veröffentlichte. Sie lösten in manchen Menschen die grössten Aufregungen aus. Man kann genau studieren an diesem Beispiel, wie manche Menschen von Hass erfüllte starke Widerstände entwickeln, wenn ihre alten Vorstellungen sich als nicht vollständig herausstellen. Sie wollten die Tatsache zwischen Steiner und Wegman nicht wirklich annehmen, weil sie nicht mit Ihrer Idealvorstellung über Rudolf Steiner übereinstimmte.

Sie haben Rudolf Steiner bis dahin in einer Weise idealisiert, so wie sie ihn haben und sehen wollten. Ihr Idealbild ist zerstört worden. Dagegen wehren sie sich, weil es für sie fast eine religiöse Bedeutung hatte. Aber eine Idealisierung, die nicht mit der Realität übereinstimmt, ist nicht heilsam. Rudolf Steiner ist eine Persönlichkeit, die umfassende Facetten eines Menschen zeigt. Und darin liegt seine moderne Art. Bevor er ein Eingeweihter sein konnte, war er zuerst ein Mensch. Er war schon immer ein Mensch gewesen, bevor er zu der Person wurde, die als ein moderner Eingeweihter durch die anthroposophische Geisteswissenschaft bekannt wurde.
Die wahrhaftige Betrachtung der Schicksalszusammenhänge ohne einseitige Idealisierung oder der parteiischen Bewunderung der bestimmten Persönlichkeit ist eine Medizin sein, welche die sozialen Probleme heilt.


Junko Althaus



















Freitag, 22. April 2011

Schicksalseinweihung durch den ätherischen Christus. Der Ätherleib wird zu einem Wahrnehmungsorgan



Bei den Menschen, die die Nahtoderfahrung hatten, bleiben oft nach ihrem Erlebnis die gewisse Fähigkeiten zurück, z.B. die mit den Verstorbenen zu kommunizieren, oder die Gedanken und die Gefühle der anderen Menschen zu lesen, den Tod voraussagen, u.s.w. Es gibt einige Unterschiede, je nach den individuellen Anlagen. Diese Fähigkeiten weisen darauf hin, dass sie ihren Ätherleib als geistiges Wahrnehmungsorgan verwenden können, um die ätherisch-astralischen Tatsachen wahrzunehmen.

Ihre höheren Wesensglieder haben sich während des Nahtodes von ihrem physischen Körper gelöst. Der Ätherleib, der sonst am physischen Leib gebunden ist, trennte sich rückartig vom physischen Körper. Er wurde plötzlich mit den höheren Wesensglieder
sich allein überlassen. Und dadurch kann der Ätherleib ohne die Störung des physischen Leibes seine eigentlichen höheren Tätigkeiten entfalten. In einem normalen Zustand kann der Ätherleib keine solche Tätigkeit entfalten, weil der Ätherleib für den physischen Leib gewisse Kräfte aufbringen muss. Am physischen Leibe ist der Ätherleib angebunden und muss für den Erhalt des physischen Lebens stets viele Kräfte abgeben. Aber wenn diese Pflicht plötzlich ausfällt, macht sich der Ätherleib frei von dieser Aufgabe und beginnt, seine eigentliche geistige Tätigkeiten ganz frei zu entfalten. Diese Intensität, die wir an den vielen Beispielen der Nahtod-erfahrenen beobachten können, wie gut der Ätherleib seine eigentliche geistige Fähigkeiten entfalten kann, hängt mit der geistigen Tatsache zusammen, die Steiner voraussagte und die gesamte Menschheit betrifft: das Selbständigwerden des Ätherleibes und die Wiederkunft des Christus im Ätherischen. Dieses Phänomen ist allgemein im Gang und ermöglicht uns gewisse Fähigkeiten im Ätherischen wahrzunehmen aber auch im Gegenteil die Austrocknung des Gehirns, so dass man keine spirituelle Dinge mehr verstehen kann und in einen starken Materialismus und Egoismus verfällt.

Die meisten der Nahtod-erfahrenen erlebten in ihrem Tod das Licht, das ihnen die vollkommene Liebe, Geborgenheit und Sicherheit und ein Heimatgefühl vermittelte. Dann folgt eine Steigerung des geistigen Auffassungsvermögens, so dass manche während des Todes z.B. ein erstaunliches Denkvermögen oder die vollkommenen Weisheiten zur Verfügung bekamen. Das Wichtigste bei diesem Wandel ihres Ätherleibes zu einem übersinnlichen Wahrnehmungsorgan ist das Erleben der universalen Liebe, die von dem Lichtwesen ausging. Diese Liebe ist diejenige, die von dem Christuswesen im ätherischen Kleid ausgeht und die Kraft besitzt, die eigentliche kosmische Liebe und Weisheit in menschlichen Ätherleib zu aktivieren und den menschlichen Astralleib moralisch zu veredeln.

Es gibt viele Menschen heute, die spirituelle Fähigkeiten besitzen. Hellhörig, hellsichtig auf alle Art und Weise. Die Fähigkeiten, die über die normale Sinne hinaus gehen, sind heute nicht so besonders mehr. Aber nicht alle Menschen haben bereits diese übersinnliche Wahrnehmungsfähigkeit im Sinne des ätherischen Christus, das heisst, dass ihr Ätherleib und Astralleib von seiner universalen Liebessubstanz berührt wurden. Und es kommt heute nicht so sehr um irgendeine spirituelle und übersinnliche Fähigkeit an, sondern, sehr viel um diese Liebe, die vom Chritus-Wesen ausgeht, an. Denn sie ist diejenige, die eine von Liebe durchzogene Zukunftskraft ist, welche die Brüderlichkeit unseres Jupiterdaseins vorbereitet. Die Lektion des Karma, die der Christus in seiner universalen Liebe uns gibt, trägt unmittelbar dem Lernen der Brüderlichkeit bei. Das ist ein Grund dafür, wieso Rudolf Steiner vor 100 Jahren von dem kommenden Wirken des Christus im Ätherischen so sehr betont hat, weil diese Liebe des Christus, die uns unmittelbar von ihm entgegen strömt, ist die Substanz, um die es sich eigentlich handelt und die uns eine ganz neue Fähigkeiten und Dimensionen schenkt.

Die Liebe des Lichtwesen, des ätherischen Christus, erweckt die reine Weisheit im menschlichen Ätherleib, der die Geheimnisse der ätherisch-astralischen Tatsachen erschliessen kann, aber nur wenn der Mensch zugleich die Fähigkeit besitzt, in der mit der Weisheit der kosmischen Harmonie des Ätherleibes sein astralische Innenleben moralisch zu beleuchten vermag und die seelische Empfindsamkeit gegenüber allem Wesen im Sinne des Mitfühlens beibehalten vermag. Das ist es, was Rudolf Steiner "Neues Hellsehen" nannte. Das ist kein blosses Hellsehen.

Die universale Liebe, die man im unmittelbar an der physischen Welt angrenzenden Gebiet
auf uns wartet, ist die Substanz, die unsere spirituellen Wahrnehmungs-Erkenntnis-Fähigkeiten mit einer von dem tiefen menschlichen Mitgefühl durchzogenen moralischen Qualität vereinen lässt. Und das ist ein ganz wesentliches Werk des ätherischen Christus heute. Und der Christus hat das gegenwärtiges Hauptfeld seines Wirkens genau im Dasein des Ätherischen. Man kann den Christus in einem Nahtod-Erlebnis erfahren, aber man kann ihn auch in einem tiefen Krisenzustand aller Art ganz real erleben.

Das Licht, von dem viele von den Nahtod-erfahrenen bezeugen, welches sie in der übersinnlichen Sphäre empfangen hat, ist identisch mit dem gewaltigen spirituellen Licht, das Paulus vor Damaskus gesehen hatte. Diese reine vollkommene Liebe, die man durch ihn erfahren kann, ist eine Substanz, welche die Menschen in seinem Ätherleib individuell einweiht und sie zu den modernen Eingeweihten machen, in denen die spirituellen Weisheiten stets mit der Liebe des Herzens vereinigt sind. Diejenigen, die diese Liebe einmal erfahren hat, vergessen nie wieder ihre einmalige Qualität, die in der physischen Welt nirgendwo zu finden ist, so wie der Christus sagte: Ich komme nicht von dieser Welt.


Junko Althaus




Interview mit den Menschen, die den Nahtod erfahren haben
und dadurch die spezielle Fähigkeiten gewonnen haben



































Donnerstag, 21. April 2011

Die Wachheit in der seelischen Dreigliederung erzeugt die wahre soziale Kompetenz



Die vielen deutschen Anthroposophen, die in der Gesellschaft arbeiten, erzeugen wegen ihrer Mehrzahl eine gewisse Stimmung, die in der Gesellschaft herrscht. Die Stärke der Deutschen finde ich in ihrem Denk- und Vorstellungsvermögen. Sie haben Fähigkeiten, sich intensiv gedanklich mit den Problemen auseinanderzusetzen (Denken). Die Fragen, die sie instinktiv bewegen sind: was ist allgemein richtig? Was ist ein allgemein objektives Urteil?

Und wenn sie eine Idee haben, die für sie als eine richtige Erkenntnis oder ein richtiges Urteil im objektiven Sinne sich herausschält, dann denken sie, dass die Probleme bereits weitgehend gelöst worden sind. Sie wollen die Idee für eine Lösung sofort umsetzten (Wollen), weil sie empfinden, das ist ein Urteil, was nicht nur für sie, sondern ganz allgemein richtig sein muss.

Und diese Tendenz deutet auf die philosophische Qualitäten der Deutschen, das sie in ihrem Vorstellungsleben haben, das einen allgemeinen Charakter hat. Aber gerade durch diese Qualität kann die Einseitigkeit erzeugen, wenn sie bloss unbewusst angewendet wird, dass das Fühlen nicht eingeschaltet wird und zu schnell und automatisch zu dem Wollen übergeht und die individuelle Freiheit im Willensbereich einzelner Menschen übergangen wird. Und das geschieht auch in den anthroposophischen Zusammenhängen. Viele lassen solche Vorgänge zu, weil sie nicht wach genug in dem Moment wahrnehmen können, wie tatsächlich diese drei Seelengebiete sind und wo die Grenzen verwischt werden und die Übergriffe auslösen.

Die Schweizer haben ihre Stärke umgekehrt im Bereich des Wollens. Sie gehen nicht so sehr schnell vom Denken zum Wollen, sondern sie prüfen eine Idee gründlich, ob sie mit ihrem eigenen individuellen Willen zu vereinbaren ist oder nicht. Dabei besitzen sie eine hohe instinktive Wachheit. Die Deutschen sind wach im allgemeinen Denken und die Schweizer im individuellen Wollen. Und deshalb ist es nicht immer einfach, dass sie miteinander sich zurecht finden.

Nicht wenige Deutschen möchten schnell zur Handlung kommen, wenn sie bereits von der Richtigkeit ihrer Gedanken theoretisch überzeugt sind. Sie beginnen oft die anderen Menschen von der Richtigkeit ihrer Idee intensiv zu überzeugen. Manche tun es, damit sie die anderen zu einem gemeinsamen Tun führen, das sie für richtig halten. Dabei werden die Autonomie-Grenzen des freien Wollens verwischt, weil der freie Wille und das persönliche Gefühl kaum geachtet werden.

Das empfinden manche Schweizer oft als zu schnell, denn sie sind wacher in ihrem individuellen Wollen und sie empfinden ein Unbehagen, wenn ihre individuelle Handlung durch eine allgemein objektive Richtigkeit schnell von aussen bestimmt wird. Ich bin eine Japanerin, empfinde aber auch das gleiche Unbehagen, wenn das Fühlen und das Wollen übergangen werden. ich denke, das ist mit ein Grund, wieso die Menschen in Deutschland viel mehr an die Autoritäten und Obrigkeiten glauben, als die Menschen in der Schweiz.

Ich lernte bis jetzt nicht viele Menschen aus Österreich kennen, weil ich nie im Österreich gewohnt habe. Aber ich empfinde, dass sie allgemein deutlich mehr im Fühlen sind als die Deutschen oder die Schweizer im gewissen Sinne ihres Volkscharakters. Durch meine intensive Studie an der Biographie Steiners fand ich trotz seinem männlichen Geschlecht auch ein erstaunlich intensives und sehr sensibel-feines Gefühlsvermögen heraus. Er hat seine seelische Sensibilität nie so richtig von sich aus zum Ausdruck gebracht. Er hat sie eher hinter den anderen Fähigkeiten versteckt. Aber sie war doch im hohen Mass in seiner Persönlichkeit vorhanden. Und das war auch der Grund, wieso Steiner so einen tiefen Leidensweg gehen musste. Er war ein Mensch, der unwahrscheinlich intensive Gefühlskräfte besass, die ihm auch als ein spirituelles Erkenntnisorgan zur Verfügung stand. Es wurde auch von dem gemütshaften Volkscharakter von Österreich sicherlich mit unterstützt.




Trotz der wunderbaren und einzigartigen Qualität des deutschen Volkscharakters des Denkens, finde ich sie etwas zu intensiv und einseitig in der anthroposophischen Gesellschaft vertreten, so dass der Verstand eine Überbetonung zeigt. Von dieser Überbetonung des Verstandesdenkens habe ich schon in den früheren Artikel als Probleme der anthroposophischen Bewegung beschrieben. Viele Menschen, die schlagfertig sind, haben ein Überlegenheitsgefühl. Aber das ist kein Grund, dass sie deshalb in einer anthroposophischen Arbeit oder in einer sozialen Kompetenz begnadet wären. Das Denken ist nur ein Glied von der Dreigliederung der Seele und kann nichts allein vollbringen ohne die harmonische Zusammenarbeit mit dem wachen Fühlen und dem wachen Wollen. Das Verstandesdenken darf nicht das Fühlen und das Wollen überwältigen und beherrschen.



In Deutschland sah ich die Menschen, die oft ihren freien Willen aufgeben müssen, weil sie nicht rasch denken und nicht schnell ihre Urteile äussern können, weil sie nicht nur im Denken sondern viel mehr auch im Fühlen und im Wollen sind. Sie fühlen sich sogar oft minderwertig, weil die anderen schneller sind. Auch wenn die aufdringlichen Menschen das zum Verstehen geben, es ist eine ungesunde Annahme, dass sie deshalb minderwertig wären.

Aus der Annahme so eines Urteils unterordnen sie sich weitgehend den anderen, die aufdringlich sind und sich selbstverständlich durchsetzten. So entsteht mehr oder weniger immer eine geheime oder offensichtliche hierarchische Hack-Ordnung in vielen Menschenkreisen. Genau diese Machtordnung macht das soziale Leben krank. Dieser Krankheitsprozess ist auch unter den Anthroposophen fortgeschritten. Ich finde genau darin einen klaren und schweren Grund zum realen Misstand der gesamten anthroposophischen Bewegung. Ich sehe diese Tendenz überall in den anthroposophischen Zusammenhängen.



Es ist eine oberflächliche Annahme, dass die Menschen, die schneller denken, besser und fähig wären. Das gilt nur im Verstand, aber nicht als gesamter Mensch. Solche fragwürdige Annahme muss durch wache Wahrnehmung entgegengearbeitet werden, wenn man ein wirklich spirituelles und soziales Miteinander in der Bewegung und in der Gesellschaft erzeugen will.

Manche Anthroposophen sind obrigkeitsgläubig und sind gehorsam gegenüber den Persönlichkeiten mit Status oder Titel in der Gesellschaft. Das ist eine Gewohnheit, die das gesamte soziale Leben krank macht, denn durch sie es zugelassen wird, dass die Menschen mit einem Stellungsbewusstsein sich zum Teil die Dinge erlauben, die in den Gebieten, die zum freien Wollen des anderen Menschen gehören, selbstverständlich eingreifen ohne jegliches Bedenken, weil sie denken: Wir sind die besseren oder kompetenteren Menschen, die mehr das Recht in den Entscheidungen haben.

Es ist ein Verlust für die anthroposophische Gesellschaft, dass die schweizerischen Elemente, welche die Wachheit im individuellen Wollen vertreten, z. B. von den deutschen Anthroposophen noch wenig bewusst in die allgemeine anthroposophische Arbeit integriert wird, vielleicht weil die Schweizer oft etwas langsamer in der Urteilsbildung sind. Aber das ermöglicht eine Verarbeitung der Sache in einem viel tieferen Bereich als im Verstand.

Wenn die einzigartige Wachheit im individuellen Wollen der Schweizer viel mehr respektiert und anerkannt wird, werden die persönlichen Bewunderungen im Sinne des Autoritätsglaubens, die de Selbstständigkeit der Menschen verhindern, weniger in der anthroposophischen Bewegung sein. Ich wünsche, dass die Schweizer Anthroposophen ihre eigentlichen Qualitäten viel stärker und bewusster vertreten in einer echten Gleichwertigkeit wie viele deutschen Anthroposophen mit ihrem Denkvermögen selbstverständlich tun und bis jetzt getan haben.

Die anthroposophische Gesellschaft ist eine Weltgesellschaft, so wie in der Generalversammlung in Dornach gesprochen wurde. Sie heisst auch die Allgemeine AG. Aber das Goetheanum steht in der Schweiz, ganz real auf schweizerischem Boden. Ohne den Volkscharakter der Schweiz bewusst in die Arbeit mit einzubeziehen, kann die AAG sich nicht entfalten. In Japan sagt man, wie wichtig das ist, wenn man in einem fremden Ort etwas machen oder einrichten will, dass man dann ein Respektgefühl den Göttern des Ortes entgegen bringen muss, die den realen Charakter des Ortes bestimmen. Und durch das respektvolle und liebevolle Miteinbeziehen der geistigen Kräfte des Ortes, kann die Arbeit, die man machen will, enorm befruchtet werden, denn man kann aus den Substanzen des Ortes schöpfen. Und die Götter erlauben es zu tun. Falls man aber diese Kräfte des Ortes, die auch in der ätherischen Volksmentalität sich real ausdrücken, übergeht , dann wird die Arbeit von den Göttern des Ortes nicht mehr gesegnet. Das hat die Folge, dass man zuletzt viele Probleme und Schwierigkeiten bekommt, weil die Götter des Ortes den Respekt vermissen.


Der freie Willensimpuls, der in der Schweiz in hohem Mass vorhanden ist und der sogar auch in ihrer politischen Form der direkten Demokratie wieder zu finden ist, ist wenig in der AAG zu finden. Viele Schweizer haben das Gefühl: Wir bestimmen direkt die Politik mit. Für sie ist eine Politik ohne den direkten Beitrag ihres eigenen Willens überhaupt nicht denkbar. Ich finde noch wenig diese Art des Respekts vor dem freien individuellen Willen der Mitglieder in der AAG. Ich empfinde, dass die Art der Zusammenarbeit und der Konstitution der AAG und des Goetheanums steht nicht sehr harmonisch zu der eigentlichen Qualität der Schweiz, in der das Goetheanum real steht.

zum Teil umgeschrieben am 1. Juli


Junko Althaus